Zuletzt in der letzten Silvesternacht mussten wir wieder Gewalt gegen Polizisten und Feuerwehrleute in vielen Großstädten feststellen. Gewalttätige Übergriffe auf Polizeibeamte sind leider ein altbekanntes Phänomen. Gewalttätige Übergriffe auf Rettungskräfte und Feuerwehrangehörige sind in den letzten Jahren hinzugekommen.
Experten sehen die Ursachen in einem allgemeinen Verlust an Respekt und Empathie gegenüber Mitmenschen und in einer Tendenz zur Verrohung der Gesellschaft. Dies wird auch von einer zunehmenden aggressiven Debatte in der Öffentlichkeit gefördert.
Oftmals ereignen sich die Attacken gegen Rettungskräfte in den Abend- und Nachtstunden und meistens ist auch Alkohol im Spiel. Besonders betroffen hierbei sind auch Rettungsassistenten und Notärzte. Der Hilferuf einer jungen Sanitäterin „Ich will helfen und werde geschlagen“ und „Wer rettet uns vor den Patienten?“ drückt es zutreffend aus.
Damit dies deutlich wird: Menschen, die für unsere Sicherheit sorgen und in Notlagen helfen, werden beleidigt und in zunehmenden Maße in aggressiver Weise angegriffen und auch verletzt. Deshalb sind wir alle, die verantwortlichen Politiker, aber auch die Gesellschaft insgesamt, aufgefordert entschieden gegen Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber unseren Einsatzkräften einzutreten.
Wenn am vergangenen Wochenende knapp 200 Feuerwehrleute, Sanitäter und ihre Unterstützer in der Frankfurter Innenstadt unter dem Motto „Hände weg, wir sind Eure Retter“ demonstrieren gegen Gewalt und Aggression, dann zeigt das, dieser Hilferuf ist bei der Gesellschaft noch nicht angekommen. Eine solche Demonstration hätte vielmehr Unterstützer benötigt.
Auch die Hessische Landesregierung hätte sich einer solchen Demonstration solidarisch beteiligen müssen.
Wir brauchen deswegen eine Vielzahl von Maßnahmen um der immensen Verrohung entgegen zu wirken. Eine Verschärfung des Strafgesetzes, wie es die CDU gerne fordert, wird dieses Problem nicht alleine lösen. Respekt entsteht nicht durch Drohung und härtere Strafen und führen nicht zwangsläufig zu stärkerer Abschreckung. Deswegen ist zunächst eine Strafverfolgung notwendig und bestehende Gesetze und deren Rechtsrahmen müssen konsequent ausgeschöpft werden. Wer gegen Strafgesetze verstößt, muss auch mit den Konsequenzen und Folgen des Strafrechtes leben.
Präventionsarbeit in den Kindergärten und Schulen ist notwendig, um junge Menschen aufzuklären was es bedeutet, mit Gewalt und ohne Respekt gegen andere vorzugehen.
Für die Rettungskräfte brauchen wir mehr Fortbildungsmaßnahmen im Bereich Deeskalationstraining und Selbstverteidigung.
Nötig sind aber auch Schulungen für Arbeitgeber, die Mitarbeiter ermutigen, Anzeigen zu stellen. Bisher gibt es kaum Studien, die Gewalt gegen Rettungskräfte untersuchen. Es gibt eine Studie aus dem Jahre 2012 und jetzt auch eine aus 2017 aus Nordrhein Westfalen. Hier wäre es sinnvoll, wenn entweder die Bundesländer gemeinsam eine solche Studie in Auftrag geben oder auch das Land Hessen sich dieser Verantwortung stellt.
Und schließlich eine Öffentlichkeitskampagne kann helfen, dieses Thema zu sensibilisieren.
Es reicht nicht einmal im Hessischen Landtag dieses wichtige Thema zu diskutieren. Wir brauchen vielmehr eine Veränderung des Bewusstseins und der Einstellung. Das Gewaltbereitschaft und Verrohung zugenommen haben, ist eine Entwicklung, die es leider schon seit vielen Jahren gibt. Deswegen ist auch die Zivilgesellschaft neben den Verantwortliche aus Politik und Verwaltung aufgefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Wir brauchen eine Gesellschaft, die viel sensibler auf Gewalt reagiert. Aber was wir auf keinen Fall zulassen dürfen, dass wir machtlos diesen Entwicklungen gegenüberstehen. Deshalb müssen wir handeln, wir haben auch insbesondere eine Verpflichtung gegenüber Rettungskräften, die sich für andere in schwierige Lebenslagen und Notsituationen einsetzen. Deswegen sind wir alle gemeinsam gefordert.